Warhammer 40.000: Rogue Trader im Test - Eine Alternative zu Baldur's Gate 3? (2024)

Gelungene Umsetzung der Vorlage als CRPG, deren wahre Größe noch durch technische Probleme gebremst wird.

Ihr sucht nach einem waschechten Rollenspiel im Warhammer-40K-Universum? Sucht nicht mehr länger! Nach den Pathfinder-Spielen liefert OwlCat Games mit Warhammer 40.000: Rogue Trader ein mehr als würdiges RPG in diesem Universum ab. Eines, das allerdings keineswegs perfekt ist. Woran hakt es also?

Ein Spiel voller Möglichkeiten

Man merkt Rogue Trader definitiv die Erfahrung an, die das Entwicklerstudio mit den vorherigen Titeln gesammelt hat. Und mal ehrlich, Rollenspiele in diesem düsteren Setting gibt es eigentlich viel zu wenige. Ihr übernehmt hier die Rolle eines namensgebenden Rogue Traders. Ihr könnt also im Namen des Imperators Sternensysteme erobern und beherrschen. Dazu braucht ihr Geld, Handelsnetzwerke und die Kontrolle über die Bevölkerung. In jedem Fall ein gutes Setting als Grundlage für ein solches Spiel.

Was ihr bekommt, ist ein klassisches CRPG, das ihr aus der isometrischen Perspektive spielt. Eines, bei dem ihr euch konzentrieren müsst, bei dem es viel zu lesen und zu analysieren gibt. Erst recht, wenn ihr euch einem der höheren oder dem Core-Schwierigkeitsgrad widmet. Der ist dafür gedacht, die Grundlage am besten nachzustellen und dementsprechend nicht einfach. Die Lernkurve ist hier steiler als in vergleichbaren Titeln, wenngleich ihr das vermutlich von einem CRPG ein bisschen erwartet.

Natürlich erstellt ihr am Anfang euren eigenen Charakter aus einer Reihe vorgefertigter Hintergründe, Klassen und Looks. Wenngleich die Optionen nicht ganz so umfangreich sind. Ihr habt zwar eine Reihe von Optionen, zum Beispiel verschiedene Gesichter, könnt aber nicht die Wangenknochen um ein paar Millimeter verschieben. So detailliert ist es dann nicht. Wer die Pathfinder-Titel gespielt hat, wird zugleich feststellen, dass die Frisuren aus diesen Spielen schlicht recycelt wurden. Für einen Charaktereditor ganz okay, aber weit entfernt von echter Detailfülle.

Der Kampf der Zukunft

Anfangs gibt es vier Basisklassen, zwischen denen ihr euch entscheidet. Im Spielverlauf, wenn ihr Erfahrungspunkte sammelt und im Level aufsteigt, kommen noch fortgeschrittene Klassen hinzu, die euch eine punktuelle Spezialisierung ermöglichen. Und natürlich verteilt ihr regelmäßig Punkte, um Werte für Kampf, Dialoge oder Handel zu verbessern und erlangt obendrein neue Fähigkeiten. Ihr wisst ja, wie Rollenspiele grundsätzlich funktionieren. Das verhält sich hier nicht viel anders.

Eine ebenso wichtige Funktion erfüllt eure Ausrüstung, schließlich soll sich euer Protagonist vernünftig zur Wehr setzen können. Unter anderem bekommt ihr eine Vielzahl an Loot und könnt eure Charaktere nach Belieben ausstatten, stets an ihnen feilen und versuchen das Maximum herauszuholen. Und ihr sammelt so einige Begleiterinnen und Begleiter auf, von denen euch fünf Stück auf Missionen begleiten können. Eine gute Mischung hat noch nie geschadet und erfüllt in Rogue Trader ebenso gut ihren Zweck. Wenngleich ihr ganz alleine bestimmen könnt, welche Charaktere mit ihren individuellen Spielstilen, Ansichten und Persönlichkeiten ihr mit auf euer Abenteuer nehmt.

Grundsätzlich lauft ihr in Echtzeit durch die Umgebungen. Wenn ihr auf Gegner trefft, wechselt das Spiel zum rundenbasierten Kampf. Bevor der beginnt, habt ihr die Möglichkeit, eure Leute entsprechend günstig zu platzieren, etwa die Fernkämpfer in Deckung und die Nahkämpfer so weit vorne wie möglich. In einer Welt mit futuristischen Schusswaffen erscheinen Nahkämpfer eigentlich ein bisschen überflüssig, aber wir reden hier von Warhammer. Es gibt sie und sie sind nützlich. Das merkt ihr spätestens dann, wenn sie dem nächsten Gegner eins überbraten und das Blut spritzt. Es gibt vielfältige Möglichkeiten im Kampf, ihr solltet nur darauf aufpassen, dass ihr nicht wahllos agiert. Stichwort Friendly Fire. Wenn ihr mit einem Flächenbeschuss eure eigenen Begleiterinnen und Begleiter über den Haufen ballert, agiert ihr das nächste Mal definitiv anders.

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Im Großen und Ganzen ist Owlcat Games hier eine gesunde Balance beim Kampf gelungen. Man hat nicht das Gefühl, dass die Fernkämpfer übermächtig und Nahkämpfer somit nutzlos wären. Beides ergänzt sich gegenseitig sehr gut und dadurch habt ihr schon ein bisschen die Qual der Wahl. Aber das macht nichts, im Gegenteil, so findet jeder das Richtige, was den eigenen Spielstil ergänzt.

Eine Frage der Haltung

Je nachdem, wie ihr spielt, könnt ihr euch an verschiedene Philosophien beziehungsweise Vorgehensweisen halten. Und das belohnt euch auch mit unterschiedlichen Perks und spielerischen Optionen. Ihr könnt euch zum Beispiel strikt an die Gesetze halten, Mutanten töten und alles aus dem Weg räumen, was nicht vom Imperium geduldet wird. Wie gesagt, ihr könnt, ihr müsst nicht. Wer es lockerer angehen lässt, stärkt damit jedoch womöglich die Verbreitung des Chaos, was sich auf spezifische Welten auswirkt.

Es sind jedenfalls wichtige Entscheidungen, die ihr treffen müsst. Mitunter überlegt man schon ein bisschen, was im jeweiligen Fall die beste Vorgehensweise ist. Vielleicht lohnt es sich ja noch, die verschiedenen Dialogoptionen bis zum Maximum auszureizen, bevor ihr eine Entscheidung fällt. Wie schon gesagt, es gibt hier einiges zu lesen. Doch es zahlt sich aus, in dieses Universum einzutauchen, erst recht, wenn ihr Fan des Ursprungsmaterials seid. Für Außenstehende, die mit Warhammer normalerweise nicht viel am Hut haben, könnte der Einstieg hingegen etwas ruppig und überfordernd sein.

Die Fans sind es, die aus Rogue Trader für sich am meisten herausholen können. Owlcat Games erzählt die Geschichte ganz gut und spannend, es gibt nebenbei noch einiges zu tun und am Ende dürftet ihr locker über 50 Stunden Spielzeit kommen.

Die Technik ist nicht ganz sauber

Grafisch hinterlässt Rogue Trader ebenfalls einen recht guten Eindruck. Es gibt technisch ambitioniertere Spiele, aber das hier ist kein Triple-A-Produkt. In Anbetracht dessen liefert Owlcat Games zufriedenstellende Arbeit ab und hat besonders die Ästhetik von Warhammer 40K recht gut übertragen. Die Schauplätze überzeugen mit ihrer Gestaltung und die umfassenden Bosskämpfe ebenso.

Zumindest im Hinblick auf die Präsentation gibt es nicht viel zu bemängeln, das technische Grundgerüst dahinter hat jedoch seine Macken. Leichte Einbrüche der Framerate und Tearing waren auf der Xbox Series X spür- und erkennbar, wobei selbst das zuschaltbare FSR nicht viel half. Hier und da störten zudem einzelne Bugs das Spielvergnügen, wodurch etwa neue Ziele nicht korrekt festgelegt wurden. Und auch die Benutzerführung ist in meinen Augen nicht ganz perfekt gelungen. Sie könnte intuitiver sein, in manchen Menüs fand ich zum Beispiel das Umschalten zwischen Charakteren unnötig umständlich. Das geht noch besser.

Warhammer 40.000: Rogue Trader - Fazit

Am Ende liefert Warhammer 40.000: Rogue Trader genau das, was Fans von ihm wollen. Owlcat Games ist eine sehr gute, wenn auch textlastige CRPG-Umsetzung gelungen, die einzig von den noch vorhandenen technischen Mängeln zurückgehalten wird. Ansonsten habt ihr hier ein sehr umfangreiches Rollenspiel mit vielen Möglichkeiten und spielerischen Optionen, das euch für viele Stunden beschäftigen wird. Wenn Owlcat Games die Probleme aus dem Weg räumt, könnt ihr euch noch einen Stern dazurechnen. Bis dahin ist das jedoch nichts, was man ignorieren sollte. Und wenn Baldur's Gate 3 mit seinem Fantasy-Szenario nichts für euch ist, bekommt ihr mit Rogue Trader eine ansprechende Sci-Fi-Alternative.

Warhammer 40.000: Rogue Trader
PROCONTRA
  • Gelungene Umsetzung der Vorlage
  • Viele spielerische Optionen
  • Interessante Charaktere und Story
  • Eine Menge Vielfalt
  • Spannende Kämpfe mit Tiefgang
  • Technische Probleme mit Performance und Tearing
  • Einige störende Bugs
  • Eher schwacher Charakter-Editor

Ihr könnt Warhammer 40.000: Rogue Trader auf Steam, im Xbox Store und im PlayStation Store kaufen.

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